Der Große Bär I
(oder: Sie nannten ihn Bruno)
Hinter allen Zeiten, fernen Räumen,
über Land und Küste, Fluss und Riff,
zeigt er nachts dem Wanderer, dem Schiff,
dem Schlafenden in seinen Träumen
den rechten Weg durch tiefste Dunkelheit;
ist Bruder und Hüter im Norden der Welt,
gibt Trost für den, der strauchelt, der fällt,
sein Sternenbild - es leuchtet weit.
Jetzt ward' er als Sohn einer Bärin geboren,
war sich der irdischen Regeln nicht klar.
Sein Erdenleben war gleich schon verloren.
Er suchte zu seinem eignen Verderben
den Bruder im Menschen, der nahm ihn wahr,
vertat seine Chance - der Bär musste
sterben.
Gestern Bruno* – heute Knut II
aber: Was für ein Unterscheid
Noch ist kein ganzes Jahr ins Land gegangen -
da jagte man den Bruno ins Verderben.
Erinnern wir es? Bruno musste sterben,
es war nicht vorgesehen, jemals ihn zu fangen.
Die Jäger, voller Gier und hungrigem Verlangen,
wiesen auf zwei tote Schafe, Bienenkörbe, Scherben,
und teilten sich in Sorge: Was machen Brunos Erben?
Und müssen wir nicht gar um unsere Kinder bangen?
Sie nahmen ihn aufs Korn und schossen gleich.
Er fiel; sie nahmen sich die Ohren als Trophäe,
und gingen erst zum Beichten, dann zum Saufen.
Frei von dem wilden Bären war nun das Bayernreich,
es traute sich kein Braunbär mehr in ihre Nähe.
Doch “Knut” - den feiert dieser schwarze Haufen.
Der kleine Eisbär “Knut” versetzte die Gesamtheit der Deutschen
in Verzückung; Er starb viel zu früh in Gefangenschaft.
Während wir ihnen ihre Welt nehmen, indem wir den Nordpol
abschmelzen lassen, bejubeln wir die Nachkommen
hinter Gittern und erschießen ihre Brüder,
die hier noch frei leben könnten.