Geh bitte nicht im goldenen Herbstgeschehen,
wenn überall die Erntefeuer auf den Feldern brennen
und das Füllhorn gibt, was wir zum Leben brauchen.
Die letzte warme Sonne lässt die Spinnen spinnen
und macht, dass wir trotz Unvernunft das Wohl erkennen,
selbst wenn die Drachen einer nahen Kälte fauchen.
Im Nebelmorgen wirst du sein – und nicht vergehen.
Wenn du noch einmal sterben solltes
stirb bitte im November
und nicht an einem Neubeginn.
Denn alle Pläne von der Neujahrsnacht
zerstäuben zwischen Flocken weißen Schnees.
Glaube mir, es tut so furchtbar weh;
der Schmerz tropft aus dem Herzen
wie tausend kleine Kerzen im Dezember.
Wenn du noch einmal sterben solltest,
stirb nicht im kalten Januar,
da schenkt kein warmes Fleckchen Trost.
Und klare Nächte mit dem Silberlicht
der Sterne – wie leuchten sie so wunderbar -
doch genau das sollen sie nicht.
Ich weiß ja, dass du es nicht wolltest.
Wenn dich der Gevatter holen muss in seiner Gier,
soll er doch warten, bis auch meine Zeit gekommen ist.
Wir hatten uns doch lieb und hielten aneinander fest;
Streit und Trennung schienen uns ganz ohne Sinn.
Und nun? Unfassbar, dass du nun gegangen bist.
Ich hoffe sehr, dies ist ein Scherz, vielleicht ein Test
und du stehst morgen wieder lachend hier vor mir.
Verlass mich bitte nicht vor einer Vollmondnacht,
in die wir früher oft gemeinsam schauten,
uns in Decken warm verhüllt Geschichten träumten,
bis Frühjahr- Herbst- und Wintermorgen grauten
und erste rote Streifen den Horizont besäumten.
Das ganz besondere Blau der Sommernächte
bei Vollmondschein – diese besondere Macht.
Kannst du selbst dein Fortgehen nicht vermeiden,
lass es nicht zu in einer Sommerzeit,
in der die Lebenslust aus allen Poren quillt
und dann in Sehnsucht stecken bleibt,
wie Dornen tief in einem wunden Fleisch,
das blutet und das niemand stillt.
Unendlich bleibt das stete Leiden.
Wenn sich dein Fortgang nicht vermeiden lässt,
geh bitte nicht im goldenen Sonnenschein.
Wenn uns der Herbst in seinem Überfluss
so reich beschenkt an süßer Frucht und Honigwein;
wenn die Erinnerung an deinen ersten Kuss
und auch die Wärme deiner Arme hüllt mich ein.
Verzeih, dass meine Träne deine Wangen nässt
Wenn du erneut gezwungen wirst zu diesem Schritt
geh bitte nicht vor einem Frühlingsrausch.
Es ist so grausam, all dem Werden und Entstehen
ringsumher an Zweig und Blatt, in jedem Vogelnest
mit Trauer in dem Herzen zuzusehen.
Wenn sich das Sterben nicht vermeiden lässt -
dann nimm mich auf die lange Reise mit.